Die Geschichte der Armbanduhr

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Die Armbanduhr ist viel mehr als nur ein Zeitanzeiger. Sie macht Sekunden, Minuten und Stunden für uns greifbar. Ein Blick auf unser Handgelenk genügt.

Doch dem war nicht immer so: Vor ihrer Geburtsstunde verliessen wir das Haus oft orientierungslos – mit nichts weiter als unserem Zeitgefühl. Von der Kirchturmuhr in weiter Ferne schätzten wir Stunden und Minuten ab. Und dann die Wende: Die Armbanduhr verändert unser Zeitgefühl.

Doch wem haben wir den nützlichen Zeitanzeiger eigentlich zu verdanken? Und wann trugen wir die Zeit erstmals um das Handgelenk?

Die erste Armbanduhr, reine Frauensache

Die erste Armbanduhr, reine Frauensache

Wer hätte gedacht, dass die erste Armbanduhr weiblich war? Im Jahre 1812 macht Abraham-Louis Breguet Königin Caroline Murat, der Schwester von Napoleon, ein aussergewöhnliches Geschenk: ein Armband mit integrierter Uhr. Die Armbanduhr ist geboren.

Etwas Vergleichbares hat es bis dahin nicht gegeben. Freilich war die Taschenuhr fest in das alltägliche Leben am Hof eingebettet, nur in anderer Form. Männer tragen den kleinen Zeitanzeiger an einer schmalen Kette an ihrer Westentasche, immer griffbereit. Noch eleganter lösen Frauen die Zeitmessung: Wie ein edles Schmuckstück baumelt das Ziffernblatt um ihren Hals und tut es auch noch ein ganzes Jahrhundert nach der Erfindung der ersten Armbanduhr.

Obwohl die Armbanduhr Eleganz und Komfort gekonnt miteinander vereint, lässt der Erfolg lange auf sich warten. Nur langsam etabliert sie sich im gesellschaftlichen Leben. Gerade Männer stehen der «weibischen» Erfindung skeptisch gegenüber – keine Spur von männlicher Stärke. Schliesslich gilt der filigrane Zeitanzeiger lange als Schmuckstück. Befestigt an schmalen Bändern oder Ketten hat er etwas Leichtes und Feminines an sich. Erst im Laufe der Jahrhunderte erkennt auch das starke Geschlecht den ästhetischen Reiz.

Die Armbanduhr erobert das männliche Handgelenk

Beim Mann hat nach wie vor die Taschenuhr die Nase vorn – je kleiner und präziser, desto populärer. Doch das soll nicht so bleiben: Anfang des 20. Jahrhunderts schafft es die Armbanduhr endlich auch auf das männliche Handgelenk. Zu verdanken hat sie ihren späten Durchbruch ausgerechnet den Komfortschwächen der Taschenuhr.

In Bars, Restaurants oder im Büro gilt es als elitär und kultiviert, die Uhr betont lässig aus der Tasche zu ziehen. Gelegentlich aber ist die sonst so elegante Geste einfach nur unpraktisch – beim Fliegen zum Beispiel.

Wer für einen Blick auf die Uhr beide Hände braucht, stösst im Cockpit schnell an seine Grenzen. Flieger Ikone Alberto Santos Dumont weiss, wovon er spricht. Die Zeitmessung muss einfacher und pragmatischer werden. In seiner Not wendet er sich an seinen engen Vertrauten Louis Cartier. Und dieser hat prompt eine Lösung parat, eine edle noch dazu.

1904 entwirft er die Cartier Santos. Damit gelingt dem Schweizer Designer aber nicht nur die erste Armbanduhr für Herren, sondern auch die erste Fliegeruhr. Bis heute gehört der Klassiker mit der markanten Lünette zu den beliebtesten Fliegeruhren des renommierten Luxuslabels.

Die Armbanduhr, ein edler Sicherheitsgarant

Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg hat die Armbanduhr ihr weibliches Image verloren. Sie ist maskuliner denn je – aus gutem Grund. Beim militärischen Einsatz kann Mann nicht mehr auf den kleinen Überlebenshelfer verzichten. Beide Hände werden an anderer Stelle gebraucht. Jeder Griff zur Taschenuhr kann ein Todesurteil sein.

Mit ihren Funktionen verändert sich auch das Aussehen der Taschenuhr: Funktionalität übertrifft Design. Unverzichtbar für die Navigation von Piloten ist vor allem die drehbare Rechenschieberlünette. Mit ihr am Handgelenk sind überlebenswichtige Aviatik-Berechnungen plötzlich ohne weitere Hilfsmittel möglich.

Beim Design gilt «weniger ist mehr». Minimalistisch muss es sein. Auffällige Extras sind tabu. Im Vordergrund steht schliesslich der militärische Dienst. Genauso entscheidend ist eine gute Lesbarkeit. Gross und eindeutig hat auf dem Ziffernblatt Priorität.

Die Armbanduhr, kleines Multitalent

Das Militär ist längst von der Armbanduhr überzeugt – fehlt nur noch der Privathaushalt. Nach ihrem erfolgreichen Kriegseinsatz lässt aber auch hier die Beliebtheit nicht mehr lange auf sich warten. Die Armbanduhr macht der Taschenuhr Konkurrenz.

Das Design kommt gut an, die Qualität weniger. Gerade mit Schmutz und Feuchtigkeit hat der Newcomer seine Probleme. Das Ergebnis: Ungenauigkeit und Funktionsmängel. Das will John Harwood nicht so hinnehmen. Unermüdlich arbeitet er 1922 an dem zuverlässigsten Zeitanzeiger der Welt. Und er weiss auch schon genau, wie dieser aussehen soll.

Einen Aufziehmechanismus soll seine Erfindung haben, der sich gut geschützt im Inneren der Armbanduhr befindet. So muss das Gehäuse erst gar nicht mehr geöffnet werden. Nur wie? John Harwood setzt für die eigenständige Aufziehung auf Bewegungsenergie. Natürliche physikalische Gesetze treiben die Zeitanzeige voran. Und das ist die Geburtsstunde der ersten Automatikuhr.

1926 legt Rolex nach: Der renommierte Uhrenhersteller entwickelt das erste wasser- und staubdichte Oyster-Gehäuse. Dass es sich dabei nicht nur um leere Marketing-Versprechen handelt, will die Luxusmarke eindrucksvoll beweisen. Keine Geringere als Schwimmerin Mercedes Gleitze soll die Wasserdichtigkeit auf Herz und Nieren prüfen.

So trägt die junge Britin bei ihrem Versuch, den Ärmelkanal zu passieren, die neue Rolex am Handgelenk. Der Rekordversuch scheitert zwar, die Armbanduhr aber nicht. Als Gleitze nach fünf Stunden im eiskalten Wasser das Handtuch wirft, tickt die Rolex munter weiter.

Die Quarzkrise

Die Quarzkrise

In den 1970er-Jahren steckt die Uhrenindustrie in der Krise, in der sogenannten Quarzkrise. Hauptschuldiger ist ein raffinierter Neuzugang, die Quarzuhr. Gerade preislich lässt sie die teure mechanische Armbanduhr weit hinter sich.

Weltweit bekommen Uhrenhersteller die Folgen der Quarzkrise zu spüren. Nicht aber nur kleinere Marken scheitern an der Wende, auch die Big Player kommen aus dem Takt. Nur wenige überleben die Quarz-Revolution. Am Ende sind in der Schweiz von einst 1600 Herstellern nur mehr 600 übrig – Schweizer Qualität kämpft gegen japanische Billigware.

Das Comeback der mechanischen (Armband) Uhr

Ende der 1980er-Jahre kann die mechanische Armbanduhr endlich aufatmen: Die Quarzkrise ist ausgestanden. Dank ihrer einfachen Funktionsweise und ihrer aufwendigen Handwerkskunst geht es für den Klassiker wieder bergauf. Gerade im gehobenen Preissegment kämpft sich der qualitativ hochwertige Zeitanzeiger zurück an die Spitze.

«Swiss made» wird zum neuen Qualitätsmassstab. Trotzdem zieht der Uhrenmarkt seine Lehren aus der Quarzkrise: Nicht nur der zahlungskräftige Kunde will angesprochen werden, sondern auch die Mittelschicht. Neue innovative Herstellungsverfahren kommen zum Einsatz, senken die Kosten und machen der günstigen asiatischen Quarzuhr Konkurrenz.

Die Armbanduhr, tickendes Statussymbol

Mitte des 20. Jahrhunderts legt die Armbanduhr einen beachtlichen Imagewandel hin: Funktionalität ist schön und gut, Design aber ist besser. Der mobile Zeitanzeiger hat sich längst vom reinen Gebrauchsgegenstand losgesagt. Modeaccessoire und Statussymbol gefällt ihm besser.

Nicht aber nur am weiblichen Handgelenk will die Armbanduhr Eindruck schinden. Auch am männlichen fühlt sie sich mittlerweile rundum wohl. Alle Startschwierigkeiten sind vergessen. Doch wie kommt’s?

Prominente Geschlechtsgenossen haben den femininen Ruf der Armbanduhr aufpoliert. Besonders in den 1960er-Jahren helfen berühmte Idole wie Schauspieler Paul Newman oder Sean Connery ihrer maskulinen Ausstrahlung auf die Sprünge. Stolz präsentieren sie ihre Zeitmesser in Hochglanzmagazinen oder posieren damit auf dem roten Teppich im Blitzlichtgewitter – sehr zur Freude der Uhrenhersteller. Ihr männlicher Kundenstamm wächst und wächst.

Die Armbanduhr und ihre Legenden

Die Armbanduhr und ihre Legenden

Die Armbanduhr wird aber nicht nur von Berühmtheiten getragen, sie ist auch selbst eine Berühmtheit. So manches Modell steht im Interesse der Öffentlichkeit. Eines davon ist die sagenumwobene Rolex von US-Präsident John F. Kennedy, die er beim Attentat von Dallas um sein Handgelenk trug. Man munkelt, sie sei ein Geschenk von Stilikone Marilyn Monroe gewesen.

Buchstäblich hoch hinaus wollte auch die Omega Speedmaster Professional des Schweizer Traditionshauses Omega. Nicht einmal der Weg zum Mond war der kostbaren Berühmtheit zu weit: Sie war die erste Armbanduhr, die ein Astronaut auf dem Mond trug. Das erklärt auch ihren Spitznamen «Moonwatch».

Auf dem Mond war sie zwar nicht, dafür aber auf dem Mount Everest. Und zwar als erste Uhr weltweit. Die Rede ist von der Rolex Oyster Perpetual Chronometer. 1953 wurde bei der Erstbesteigung des Mount Everest das gesamte Expeditionsteam mit dem robusten Zeitanzeiger ausgestattet.

Ob die Ventura von Hamilton wohl Rock ’n’ Roll im Takt hat? Schliesslich hat das edle Stück das Handgelenk des King of Rock ´n´Roll berührt. Nicht umsonst wird sie auch die «Elvis-Uhr» genannt.

Die Armbanduhr, moderner Gestaltwandler

Heute, mehr als zweihundert Jahre nach der Erfindung der ersten Armbanduhr, kennt der mobile Zeitanzeiger keine Grenzen mehr. Ästhetik wie Funktionalität bewegen sich immer am Puls der Zeit. Das Ergebnis: eine stattliche Auswahl an modischen Alleskönnern. Sie können sich die Zeit in den unterschiedlichsten Facetten messen lassen.

Wie wäre es mit einem dezenten Klassiker für alle Tage? Das Lederarmband lässt Sie nicht im Stich. Gerade in zeitlosem Schwarz macht es eine exzellente Figur. Etwas Sportliches darf es sein? Dann liegen Sie mit einem Chronografen aus hochwertigem Edelstahl genau richtig. In legerem Silber wertet er jeden Look auf.

Nicht aber nur die äusseren, sondern auch die inneren Werte müssen bei einer Armbanduhr stimmen. Nicht umsonst kommen die modernen Gestaltwandler oft mit beeindruckenden technischen Finessen daher. Wasserdichte Gehäuse, Stoppuhren, Datumskorrektur oder ein Batteriewechsel-Anzeigesystem bringen die Armbanduhr auf ein neues technisches Level.

Die Schweizer Armbanduhr, der König der Zeitanzeiger

Tagheuer, Omega, Rolex, Breguet, Cartier – was haben die grossen Pioniere der Uhrgeschichte gemeinsam? Sie alle stammen aus der Schweiz. Nicht ohne Grund darf sie sich auch das Land der Uhrmacherei nennen.

Während die hohe Kunst der Uhrmacherei in den meisten Ländern nahezu ausgestorben ist, lebt sie in der Schweiz munter weiter. Mit feinster Handarbeit und jahrhundertelanger Erfahrung werden bis heute kleine Meisterwerke gebaut. Sie sind aber nicht nur für ein kurzes Intermezzo gedacht, sondern für die Ewigkeit. Oft schwören sie ihrem Besitzer jahrzehntelang die Treue.

Mit solidem Stahl und robustem Saphirglas ausgerüstet, sagt die klassische Schweizer Armbanduhr den Zeichen der Zeit den Kampf an. Ihre grössten Feinde wie Rost und Kratzer haben kaum eine Chance. Auch das Innere der Uhr ist hart im Nehmen. Stabile Metallzahnräder, sorgfältig von Hand zusammengesetzt, erwecken den Zeitanzeiger zu Leben.

Und dann wäre da noch das Design: Auch rein optisch sind Schweizer Uhren etwas ganz Besonderes. Zeitlose Eleganz mit einem Hauch Luxus und Sportsgeist strahlen die begehrten Schmuckstücke aus. Möglich machen es die gehobenen Materialien. Stahl und Messing sorgen für einen elitären ersten Eindruck. Audemars Piguet greift gelegentlich sogar zu goldenen Schrauben.

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